Auch im Sommer 2022 bespielt das Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung wieder in Koproduktion mit Caravan - mobile Kulturprojekte den Kulturhauspark in Dornbirn.
Nach „jedermann (stirbt)“ von Ferdinand Schmalz im Sommer 2021 greifen wir abermals auf einen klassischen Stoff in neuem Gewand zurück. Mit der Premiere am 18. August 2022 zeigen wir „Antigone. ein Requiem“ von Thomas Köck.
Wessen Tote sind das? An die Strände der Stadt Theben werden Leichen gespült, dorthin wo die Bürgerinnen sich sonst sonnen, Selfies schießen. Angeschwemmt, eine nach der anderen. Überschuss postnationaler Planspiele, die Summen unserer Berechnungen. Und der Chor in Thomas Köcks Antigone. ein Requiem fragt sich angesichts der aufgequollenen Leiber, wen diese Toten etwas angehen. Etwa ihn selbst, die BürgerInnen der Stadt, oder Kreon, den Herrscher? Das Fundament der heimischen Demokratie ist fragil und gebaut auf Steuererleichterungen für die Reichen, das weiß der Chor. Möglicherweise wird es einstürzen angesichts zu vieler fremder Leichen? Kreon zumindest will von ihnen nichts wissen, es sind nicht seine Toten. Aber Antigone fühlt sich verantwortlich: Sie packt die Körper aus den eilig herbeigeschafften Säcken und schleift sie in die Stadt. Die Diskussion um den Umgang mit den herangespülten Namenlosen, nicht Identifizierbaren, spaltet Theben. Der österreichische Dramatiker Thomas Köck – zweifacher Träger des Mülheimer Dramatiker Preises – verwendet die Sophokles-Übersetzung nach Hölderlin als Fundament seiner „Rekomposition”, geht aber weit über eine sprachliche Aktualisierung hinaus. Den Konflikt zwischen Kreon und Antigone entwickelt er mit viel Sprachwitz zu einem heutigen Diskurs über Humanismus, Menschenrechte, politische Verantwortung und Praxis.